Feminismus, Frauenbewegungen und Kämpfe um Geschlechtergleichheit
sind in Indonesien heute genauso kraftvoll und vielfältig, wie sie auch fragil
und angreifbar sind. Politische Entwicklungen sowie kulturell geschaffene
normative Ordnungsvorstellungen schaffen immer wieder neue Rahmenbedingungen
und Konstellationen für Kämpfe feministischer Bewegungen. So
auch in der indonesischen Punksubkultur. Wie in vielen anderen Ländern
auch ist diese männlich dominiert. In ihr können Mädchen und Frauen kaum
partizipieren. Qua ihres Geschlechts wird ihnen eine aktive Beteiligung nach
individuellen Bedürfnissen nicht zugetraut oder sogar abgesprochen. Trotz
und sogar wegen ihrer Minderheitenposition setzen sich einige Mädchen und
Frauen im indonesischen Punk gegen die männliche Dominanz aktiv ein.
Am Beispiel des Subgenres DIY Punk zeigt Melanie Rennert, mit welchen
Mitteln, Diskursen und Strategien sich Mädchen und Frauen dabei positionieren.
Sie stellt dar, wie sich feministischer Aktivismus einen Raum in der politischen
und gesellschaftlichen Öffentlichkeit im indonesischen DIY Punk und
weit darüber hinaus schafft. Mit dem Konzept von Gegenöffentlichkeit zeigt
Melanie Rennert, wie sich Mädchen und Frauen in Indonesien mit feministischer
Gesellschaftskritik medial und mit der Praxis einer präfigurativen Politik
selbst ermächtigen. Anhand von sozialen Medien, Grrrl-Zines, so genannten
LadyFast-Veranstaltungen sowie Wohn- und Kulturprojekten können die
Leser:innen dieses Buches den Aktivismus einer feministischen Bewegung in
Indonesien als eine Gegenöffentlichkeit kennenlernen.
Dabei wird mit Hilfe der wissenschaftlichen Analyse von Ursachen und Ausprägungen
der geschaffenen Gegenöffentlichkeiten im DIY Punk ein exemplarisches
Bild für die konflikthafte Position der jungen Generation Indonesiens
gezeichnet, die in einer postautoritären Gesellschaft ihre Bedürfnisse im Kontext
aktueller (religiös-)konservativer bis hin zu fundamentalistisch orientierter
gesellschaftlicher Erwartungshaltungen aushandeln muss.