Transkulturalität steht in einem unmittelbaren Spannungsfeld zwischen Globalisierung und Mediatisierung, innerhalb dessen sie in zeitlichen, räumlichen, sozialen und ästhetischen Dimensionen wirkt. Durch das Zusammentreffen unterschiedlicher kultureller Traditionen in lokalen und globalen Räumen zeigen sich im künstlerisch-kommunikativen Bildhandeln identitätsbildende Narrative transkultureller Lebenswelten. Diese Narrative lassen sich durch die Erweiterung eines engen, sprachwissenschaftlichen Translationsbegriffs zu einer die Kulturen durchdringenden Übersetzungspraxis analysieren.
In der qualitativen Studie "About Culture. Die Aufdeckung identitätsbildender Narrative durch künstlerisch-kommunikatives Handeln in transkulturellen Lebenswelten" analysiert Katharina Brönnecke innerhalb einer ethnografischen Studie durch Datentriangulation kulturtragende und identitätsbildende Narrative im Kontext kultureller Translationsprozesse. Mittels einer Vier-Ebenen-Translation, als methodisches Werkzeug der Studie und in Ableitung der dokumentarischen Bildinterpretation, öffnet sich eine ertragreiche Außensicht auf kulturelle Handlungsfelder und Praktiken sowie auf fortlaufende kulturelle Transformationsprozesse. Dies geschieht anhand künstlerischer Artefakte junger Kunstpädagogikstudierender in Burjatien (Russische Föderation) und am Beispiel eines internationalen Austauschprojekts. Die Studie untersucht und trianguliert biographische Bezüge im Spannungsfeld zwischen regionaler Prägung und internationaler Bezugnahme durch eine medial vermittelte Globalität in einem interdisziplinären Ansatz, der die Bereiche Migrationsforschung, Kunstgeschichte, Soziologie, Ethnologie und Translationswissenschaften verbindet. Sie bietet dabei Einblicke in komplexe Dynamiken transkultureller Lebenswelten, indem kulturelle Codes und Stereotype ebenso untersucht werden, wie transkulturelle Identitätsbildungsprozesse sowie die trilemmatisch geprägten Aushandlungsprozesse, die der Sichtbarkeit kultureller Identitätsbilder zugrunde liegen. Die Studie reflektiert dabei aus kunstpädagogischer Perspektive das Spannungsfeld zwischen kultureller Aneignung und Kreolisierung von Kultur durch künstlerisch-kommunikatives Bildhandeln in einer global vernetzten Welt.