Mit seinem letzten Gedichtband, 'Adieu?', hätte Vladimír Holan seiner Leserschaft eigentlich noch zu Lebzeiten Lebewohl sagen können, denn das Buch im Umfang von fast 200 Gedichten war 1977 abgeschlossen und der Dichter hat das Typoskript noch persönlich gelesen. Doch die kommunistische Zensur hatte es bereits verstanden, die Publikation des vorangehenden Gedichtbuchs, 'Das Vorletzte', so lange hinauszuzögern, dass beide Bände erst zwei Jahre nach dem Tod des Autors erscheinen konnten (allerdings immer noch um drei politische Gedichte verkürzt, die dem Husák-Regime ein Dorn im Auge gewesen wären).
Der zweite, abschließende Teil von Holans lyrischem Vermächtnis wird nun weltweit erstmals vollständig in einer anderen als der tschechischen Originalsprache zugänglich gemacht.
Der Dichter Vladimír Holan, während des Prager Frühlings zum "Nationalkünstler" gekürt und noch nach der Invasion der russischen Panzer als tschechischer Kandidat für den Nobelpreis nominiert, verbrachte seinen Lebensabend unter einem faktischen Publikationsverbot. Aber dies hatte Holan schon während des Stalinismus nicht am Schreiben gehindert, und so trotzte er dem neostalinistischen Regime und den eigenen nachlassenden Kräften noch zwei umfangreiche Gedichtbände ab, bevor er 1977 endgültig verstummte. Die erste Hälfte dieses poetischen Vermächtnisses unter dem Titel ,Das Vorletzte' wurde in den ,Gesammelten Werken' bereits vorgelegt. Nun folgt das allerletzte Wort des Dichters: ,Adieu?' - erstmals in vollständiger Übersetzung.