Die deutsche Jüdin Paula Bermann, die in den Niederlanden beheimatet war, führte von 1940 bis 1944 ein Tagebuch. Das Tagebuch ist ein beklemmender Bericht über die Welt im Krieg, ihre niederländische Familie, ihre Familie in Deutschland und das heraufziehende Elend einer systematischen Vernichtung alles Jüdischen.
Sie ist politisch sehr gut informiert und beschreibt detailliert den Alltag in Amsterdam und ab 1942 aus dem Versteck in Jutphaas. Zwischen den Zeilen sind ihre Ängste und Sehnsüchte und ihre Abneigung gegen eine aufgezwungene Identität zu lesen: sowohl deutsch als auch jüdisch. Als Deutsche wird sie misstrauisch beäugt, als Jüdin gejagt. Bermanns Tagebucheinträge sind durchdrungen von Melancholie, Wut, Sorge um ihre Kinder, Abneigung gegen ihre Landsleute und Angst vor Verrat.
Noch nie hat es eine so leidenschaftliche und präzise Beschreibung eines Lebens in den besetzten Niederlanden gegeben, geschrieben von einer deutschen Jüdin. Das Tagebuch endet abrupt: Im Frühjahr 1944 werden Paula, ihr Mann Coen und ihre Tochter Inge verraten, verhaftet und über Westerbork nach Bergen-Belsen deportiert.
Kurz vor der Befreiung sterben Paula und Coen. Ihre drei Kinder überleben den Krieg.