Seit der »sexuellen Revolution« der siebziger Jahre ist das Thema Sexualität in aller Munde. Der Feminismus und das Coming-Out der Homosexuellen haben die tradierten Geschlechterrollen ebenso in Frage gestellt wie die sexuelle Moral. Trotzdem gelten Sex, Liebe und Erotik immer noch als ausschließlich private Bereiche. Der Wandel der Intimität, so zeigt Giddens, betrifft aber ebenso wie unsere ganz persönlichen Beziehungskrisen die Demokratie unserer modernen Gesellschaften. Dieser Wandel geht nicht etwa, wie Konservative behaupten, in die Richtung immer größerer Permissivität und ungehemmten Sex mit möglichst vielen Partnern. Vielmehr entwickeln sich unsere Liebesbeziehungen, Freundschaften und Eltern-Kind-Beziehungen hin zu mehr Partnerschaft und Gegenseitigkeit. »Demokratie«, dafür plädiert Giddens' umfassende Analyse, ist daher nicht nur eine politische Forderung, sondern ein Schlüsselbegriff für die neue Partnerschaftlichkeit im privaten Leben.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)