"Elsters Programm ist die Anwendung der formalen Logik auf materiale Probleme der Sozialwissenschaften.
"Ich denke, jeder wird zustimmen, daß die logische Analyse ein nützliches Instrument zur Konstruktion axiomatischer Theorien ist, sei es in den formalen, den Natur- oder den Sozialwissenschaften. Ich möchte einen Schritt weiter und von der formalen zur inhaltlichen Ebene der Theorieproduktion übergehen und die These vertreten, daß die formale Logik nicht erst bei der Formalisierung von bereits durch andere Mittel gewonnenem Wissen, sondern auch schon in der kreativen und konstruktiven Phase wissenschaftlicher Arbeit angewendet werden kann." Der Untertitel der Studie benennt die beiden Brennpunkte der Arbeit: Widersprüche und mögliche Welten. Widersprüche werden von den meisten Wissenschaftstheoretikern auf der Metaebene angesiedelt; sie betreffen die logische Form wissenschaftlicher Theorien. Im Anschluß an Marx behauptet Elster dagegen die Möglichkeit, in mehr als nur metaphorischer Hinsicht von realen Widersprüchen zu sprechen, d. h. von geistigen und sozialen Phänomenen, die sich auf stringente Weise mit dem logischen Begriff des Widerspruchs verknüpfen lassen. Elster untersucht hier die Bedeutung solcher als real verstandener individueller und sozialer Widersprüche, insbesondere für den sozialen Wandel. Der zweite Brennpunkt der Studie gründet auf dem Problem der irrealen Konditionalsätze in der Geschichtswissenschaft, d. h. des Umgangs mit nicht realisierten Möglichkeiten, die in Gestalt kontrafaktischer Aussagen in die Interpretation historischer Vorgänge Eingang finden. Am Beispiel der Sklaverei in den USA, der Entwicklung des Eisenbahnsystems, des amerikanischen Wirtschaftswachstums und des Imperialismus untersucht Elster die logische Struktur einer historischen Analyse, die danach fragt, was geschehen wäre, wenn... Der Rekurs auf mögliche Welten scheint ihm in zweifacher Weise gerechtfertigt. Zum einen kann man die wirklicheWelt beschreiben, indem man auf mögliche Welten zurückgreift; zum anderen aber sind mögliche Welten ein verborgener, implizierter Aspekt aller Modellentwürfe und Theoriekonstruktionen, denn eine Theorie, die allein die wirkliche Welt abdeckte, wäre gar keine Theorie, sondern bloße Beschreibung.
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